Stiftungsgründung 2020
Die Stiftung Morgenland kann auf eine erstaunlich lange Tradition zurückschauen, denn sie geht hervor aus der „Morgenländischen Frauenmission (MFM)“, welche 1842 von zehn Frauen aus verschiedenen sozialen Schichten als „Frauenverein für christliche Bildung des weiblichen Geschlechts im Morgenlande“ in Berlin gegründet wurde. Dies war der erste deutsche Verein, welcher von Frauen für die Unterstützung von Frauen entstand. Es war damals ein mühevoller Weg mit vielen Hindernissen. Unverheiratete Lehrerinnen auszusenden galt als unweiblich, töricht und unnötig. Erst 1883 kam es durch König Wilhelm I zur Anerkennung als ein Verein mit den Rechten einer juristischen Person – 40 Jahre erfolgreicher Kampf um Akzeptanz und Anerkennung.
Der Verein sandte seit 1846 Missionarinnen aus, die zunächst in Indien, später auch im heutigen Indonesien, Korea, Persien, China und Afrika tätig waren und in den Ländern unter anderem auch Frauen zu einer selbständigen Existenz verhalfen. 1919 wurde von der MFM das ehemalige Missionsheim von Friedrich von Bodelschwingh in der Berliner Finckensteinallee als Bibelschule erworben, welches heute Sitz der Stiftung ist.
1939 wurde die Bibelschule durch die Nazi-Herrschaft aufgelöst und konnte erst 1945 wieder eröffnet werden - zunehmend dann als Ausbildungsstätte für Gemeindehelferinnen. 1969 stellte die Schule ihre Tätigkeit ein und wurde als „Hotel Morgenland“ weitergeführt. Es war ein Ort der Begegnung für Christen aus aller Welt und für den Ost-West Austausch (1961 Berliner Mauerbau). 1997 übernahm das Ev. Jugend- und Fürsorgewerk das Haus und baute es zu einem modernen Hotel mit Tagungsräumen aus. Heute arbeiten im Hotel Morgenland Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam für das Wohl der Gäste. Eine kleine Kapelle lädt zu Andacht und Stille ein
Die “Stiftung Morgenland“ wurde am 21.9.2020 als 1.000 Berliner Stiftung anerkannt. Sie greift die Wurzeln der MFM auf und unterstützt in Verbindung mit anderen Partnern (z.B. dem Berliner Missionswerk (BMW), der Ev. Mission weltweit (EMW), der Gossner Mission, der Vereinten Ev. Mission Wuppertal (VEM) oder des Ev. Jugend- und Fürsorgewerkes (EJF) Frauenprojekte – bisher unterstütze Projekte siehe Projekte seit 2021.
Die wunderbare Zahl „Tausendste Stiftung Berlins“ stellt symbolisch den Beginn eines neuen Zeitabschnitts, eines neuen Kapitels in der Geschichte dar. Möge es der Stiftung Morgenland gelingen, das langjährige Erbe des ersten deutschen Frauenvereins tatkräftig fortzusetzen und eine neue Geschichte zu schreiben.
Kleine Ausstellung im Hotel Morgenland zur Geschichte der Stiftung
Um die Tradition der MFM und damit die Tradition der Stiftung Morgenland den Besuchern und Gästen des Hotels ein wenig nahe zu bringen, stellte das Hotel Morgenland einen Teil des Foyers zur Verfügung. Hier befindet sich seit 2012 eine kleine informative Ausstellung zur Geschichte und den Missionsorten der MFM.
Aus der Geschichte der Morgenländische Frauenmission (1.Deutscher Frauenverein)
– eine Hoffnung von Frauen für Frauen unter dem Leitvers
"Das Evangelium durch Wort
und Tat allen Menschen bezeugen" (Satzung)
1842 Entstehung der ersten deutschen Frauenmission: 10 Frauen gründen die "Morgenländische Frauenmission" zur
Hilfe für unterdrückte Frauen in Indien
1846 Erste Aussendung einer Missionslehrerin nach Indien
1848 Finanzielle Hilfe für Missionsstationen in Afrika und China
1851 Übernahme der Gehälter von zwei Lehrschwestern für die evangelische Schule Talitha-Kumi bei Bethlehem
1864 Freundesgruß "Dein Reich Komme" erscheint regelmäßig
1892 Beginn eines eigenen Ausbildungsseminars (Bibelschule). Da die Anzahl der Schülerinnen ständig stieg, zog
die Schule in größere Räume um.
1919 Kauf des Missionsheims in Berlin, Finckensteinallee 27 - erbaut 1902 von Pastor Friedrich von Bodelschwingh.
Hierin erfolgte die Ausbildung von Frauen im kirchlichen Dienst für Gemeinden und Schulen in Deutschland
sowie
in Übersee in Verbindung mit der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg bis zum Jahre 1969.
Über 60 Schwestern arbeiteten in den Missionsgebieten in Indien, China, Persien, Korea, Indonesien, Palau-
Inseln (Pazifik), Namibia, Tansania, Südafrika und Kairo. Die Aussendung der Schwestern erfolgte in
Gemeinschaft mit andere Missionen (Berliner-, Gossner-, Liebenzeller- und RheinischeMission (jetzt VEM)
1939 Auflösung der Bibelschule durch die Nazi-Herrschaft
1945 Wiedereröffnung der Bibelschule durch MFM
1957 Neubau des Feierabendheims / Schwesternwohnheims und Gästehauses mit neuen diakonischen und
missionarischen Aufgaben.
1965 Tagungshaus für ökumenische Gäste und Sozialverbände
1969 Beendigung der Ausbildung in der Bibelschule
1981 Kooperationsvertrag mit dem Berliner Missionswerk der Evangelischen Kirche Berlin- Brandenburg
1984 Anschlussvereinbarung mit dem Berliner Missionswerk (Beendigung 1996)
1986 Umbau der Garage auf dem Gelände in eine Kapelle
1997 Kooperationsvertrag zwischen dem Ev. Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) und der MFM
Aufbau einer modernen Tagungs- und Begegnungsstätte (jetzt "Hotel Haus Morgenland") und
Errichtung eines neuen Senioren-Wohnheims auf dem Grundstück Finckensteinallee
2002 feierte die Morgenländische Frauenmission ihr 160-jähriges Bestehen und hat aus diesem Anlaß die Kapelle
renoviert und einen Glockenturm für Andachten errichtet.
2010 Aufarbeitung (Findbuch) und Umzug des Archivs in das Ev. Landeskirchlichen Archiv Berlin zur besseren
öffentlichen Nutzung
2012 170jähriges Jubiläum der MFM
2013 Beginn des gemeinsamen Projektes "Wohnen mit Geist" in Kooperation mit dem EJF -
Wohngemeinschaften für demenzerkrankte Menschen
2014 Projekt "Helen’s Home for Aged" (Verein „Deutsch-Indische Zusammenarbeit Berlin e.V.)
2015 Unterstützung der Flüchtlingsarbeit des EJFs
2017 175jähriges Jubiläum der MFM
2020 Umwandlung der MFM e.V. in die "Stiftung Morgenland" zur Unterstützung von Mädchen-
und Frauenprojekt im Mittleren Osten sowie in Berlin und Brandenburg
Galerie einiger Vorsteherinnen im Flur des Hotels Morgenland (1842 - 2020)
Die Vorsteherinnen der Morgenländischen Frauenmission (1842 bis heute)
1842 -1854 Amalie Eichhorn
1855 -1860 Präsident Göscher
1860 -1861 Gräfin Marie von Schlieffen
1862 -1869 Geheimrat Julie Stahl
1871 -1880 Eugenie von Mitzlaff
1881- 1897 Generalin von Döring
1898 -1915 Julie von Buddenbrock
1918 -1921 Prinzessin Marie von Schöneich-Carolath
1922 -1930 Gertrud Claussen von Finck
1930 -1948 Gräfin Emmy von der Goltz
1948 -1953 Dr. Christliebe Fichtner
1954 -1981 Oberin Katharina Schubert
1981 -1998 Pastorin Christa Otto
1998 -1999 Pastorin Nana Dorn
1999 -2009 Pastorin Martina Gern
2009 -2020 Pastorin Cornelia von Uckro
Gesendete Bibelschülerinnen der MFM in die Mission (1846 - 1990)
Alle Bibelschülerinnen der MFM hatten vor ihrer Aufnahme in die Bibelschule bereits eine andere Ausbildung abgeschlossen - z.B als Lehrerin, Krankenschwester, Hebamme oder Sozial- und
Erwachsenenpädagogin.